In der digitalen Arena der sozialen Medien ist ein neuer Kampf entbrannt, der mehr ist als nur ein Duell der Egos zwischen zwei der bekanntesten Tech-Milliardäre unserer Zeit. Es ist ein Kampf um die Vorherrschaft im Mikroblogging, ein Kampf zwischen Twitter und Threads.
Soziale Medien haben in den letzten 15 Jahren eine transformative Rolle gespielt, indem sie die Art und Weise, wie wir kommunizieren, interagieren und uns informieren, grundlegend verändert haben. Dienste wie Twitter haben nicht nur die Kultur beeinflusst, sondern auch die politische Landschaft geprägt und entscheidend verändert. Sie haben es ermöglicht, dass Nachrichten und Meinungen in Echtzeit verbreitet werden, und haben so die Dynamik von Wahlkämpfen, sozialen Bewegungen und öffentlichen Debatten verändert. Doch während Twitter eine entscheidende Rolle in der digitalen Kommunikation spielt, steht es nun vor einer neuen Herausforderung: Threads.
Seit Elon Musk die Führung von Twitter übernommen hat, hat das Unternehmen eine Reihe von Problemen erlebt. Von Verifizierungsproblemen, die Chaos an den Aktienmärkten verursachten, über Klagen bis hin zu Bots und dem Abwandern von Werbetreibenden – Twitter stolperte von einer Krise in die nächste. Doch während Twitter strauchelte, sah Mark Zuckerberg, der CEO von Meta (ehemals Facebook), eine goldene Gelegenheit.
Meta entwickelte eine neue App namens Threads, die als direkter Konkurrent zu Twitter positioniert ist. Innerhalb von nur fünf Tagen nach ihrer Einführung erreichte Threads 100 Millionen Nutzer – eine Zahl, für die Twitter vier Jahre benötigte. Dieser rasante Anstieg ist größtenteils auf die Tatsache zurückzuführen, dass bestehende Instagram-Nutzer sich einfach bei Threads anmelden und ihre Follower und Verifizierungen mitbringen konnten.
Doch Threads ist mehr als nur ein Twitter-Klon. Es unterscheidet sich in seinen Funktionen und seiner Kultur. Während auf Twitter alles erlaubt ist, will Threads Politik oder harte Nachrichten nicht aktiv fördern. Es scheint, dass Threads eine kontrolliertere und geordnetere Plattform ist, frei von dem zufälligen Chaos, das Twitter oft prägt.
Aber der Kampf zwischen Twitter und Threads ist nicht nur ein Kampf um Nutzerzahlen. Es geht auch um Technologie. Meta plant, eine in Vergessenheit geratene dezentrale Webtechnologie aus 2018 namens ActivityPub zu nutzen. Mit ActivityPub könnten soziale Netzwerke interoperabel und dezentralisiert werden. Das bedeutet, dass Nutzer theoretisch einen Beitrag auf Facebook schreiben, ihn auf Twitter sehen und auf einen Instagram-Post kommentieren und ihn auf TikTok sehen könnten. Es wäre die größte Veränderung in den sozialen Medien seit 15 Jahren. Es verbindet alles zu einem einzigen sozialen Graphen und einem System zum Teilen von Inhalten. Es ist ein alter Standard, der auf noch älteren Ideen über eine grundlegend andere Struktur für soziale Netzwerke basiert, eine, die viel mehr wie E-Mail oder Web-Chat ist als die Plattformen, die wir heute verwenden. Es wird von offenen Protokollen und nicht von geschlossenen Plattformen gesteuert. Es zielt darauf ab, die Kontrolle zurück an die Nutzer zu geben und sicherzustellen, dass das soziale Web größer ist als jedes einzelne Unternehmen.
ActivityPub ist jedoch kein perfektes Protokoll und es gibt noch viel Arbeit, um es zu verbessern. Es gibt auch viel, was schief gehen könnte und viele Möglichkeiten, wie sein Potenzial durch Unternehmensinteressen oder schlechte Technologie ausgelöscht oder sogar missbraucht werden könnte. Dennoch ist es überall präsent und wird von einer wachsenden Anzahl von Tech-Unternehmen unterstützt, darunter Tumblr, Flipboard, Medium, Mozilla und jetzt sogar Meta.
Wie funktioniert ActivityPub?
ActivityPub ermöglicht es, dass Konten Inhalte senden und empfangen können. Alles andere hängt von der jeweiligen App ab. Wenn Sie beispielsweise ein Bild auf Instagram posten, könnte ich es sehen und darauf kommentieren, und zwar in der Twitter-App. Ihre Freunde könnten Ihre Tweets in ihrer TikTok-App lesen. Ich könnte ausschließlich Tumblr verwenden und Sie könnten alle meine Beiträge in Telegram lesen. Unterschiedliche Apps hätten unterschiedliche Stärken und Schwächen, unterschiedliche Moderationsrichtlinien und Kreativwerkzeuge, aber Sie hätten die gleiche Gruppe von Followern und würden den gleichen Konten folgen, unabhängig davon, welche Plattform Sie verwenden.
Vorteile von ActivityPub
Die größten Vorteile von ActivityPub liegen in seiner Offenheit und Interoperabilität. Es ermöglicht eine dezentralisierte Struktur, die die Kontrolle zurück an die Nutzer gibt und die Abhängigkeit von einzelnen Plattformen oder Unternehmen verringert. Es ermöglicht auch eine größere Vielfalt und Flexibilität in der Art und Weise, wie Menschen soziale Medien nutzen und interagieren können.
Nachteile von ActivityPub
Trotz seiner Vorteile hat ActivityPub auch einige Nachteile. Einer der größten ist die Frage der Moderation. In einem dezentralisierten System ist es schwieriger, Inhalte zu moderieren und Missbrauch zu verhindern. Darüber hinaus kann die Offenheit des Systems dazu führen, dass es anfälliger für Missbrauch und Manipulation ist. Schließlich kann die Tatsache, dass ActivityPub ein offenes Protokoll ist, dazu führen, dass es schwieriger ist, ein kohärentes und einheitliches Nutzererlebnis über verschiedene Plattformen hinweg zu gewährleisten. Zudem hat Meta in der Vergangenheit gezeigt, dass es bereit ist, Nutzerdaten zu sammeln und zu nutzen, was zu Skandalen wie Cambridge Analytica führte.
Die Zukunft von Twitter und Threads ist ungewiss. Es ist möglich, dass beide Plattformen nebeneinander existieren können, jede mit ihrer eigenen Kultur und Nutzung. Aber es ist auch klar, dass der Wettbewerb zwischen den beiden Plattformen weit mehr ist als nur ein Kampf der Egos. Es ist ein Kampf um die Zukunft der sozialen Medien selbst.