Die Zahl der Asylanträge in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2023 deutlich angestiegen, wie aktuelle Statistiken des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zeigen. Mit insgesamt 150.166 Erstanträgen verzeichnete das BAMF einen Anstieg um 77,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Besonders auffällig ist der Anstieg der Asylsuchenden aus Russland. Zwischen Januar und Juni stellten insgesamt 4.154 Menschen aus Russland einen Antrag auf Asyl in Deutschland, im Vergleich zu 2.851 im gesamten Jahr 2022. Der Schutzstatus von Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern aus Russland ist dabei jedoch umstritten. Während Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sich offen für ihren Schutz aussprach, äußerte die Organisation Pro Asyl Bedenken, da einige Deserteure aus Russland ablehnende Bescheide vom BAMF erhalten haben. Eine Entscheidung auf EU-Ebene steht noch aus.
Die größte Einzelgruppe der Asylsuchenden besteht weiterhin aus Syrern, die mit 44.394 Anträgen die Spitzenposition einnehmen. Ihnen folgen Asylsuchende aus Afghanistan (28.635) und der Türkei (19.857). Von den insgesamt 150.166 Erstanträgen betrafen 11.860 Anträge Kinder, die in Deutschland geboren wurden und noch keine zwölf Monate alt sind.
Obwohl die Zahl der Asylanträge gestiegen ist, liegt sie immer noch deutlich unter den Höchstwerten der Jahre 2015 und 2016, als bis zu 745.000 Anträge pro Jahr gestellt wurden. Dennoch stellen die steigenden Zahlen eine Herausforderung für das BAMF dar, da Ende Juni noch knapp 177.000 Asylverfahren offen waren und bearbeitet werden mussten.
Im ersten Halbjahr 2023 hat das BAMF insgesamt über 132.747 Erst- und Folgeanträge entschieden. Von den Antragstellern erhielten 51,6 Prozent einen Schutzstatus, während 27.541 Personen abgelehnt wurden. Es gab auch weitere Entscheidungen in 36.666 Verfahren, sei es im Rahmen von sogenannten Dublin-Verfahren oder weil der Antrag zurückgezogen wurde.
Die steigenden Asylbewerberzahlen werfen sowohl politische als auch humanitäre Fragen auf und erfordern eine fundierte Diskussion über die Integration und den Schutz von Schutzsuchenden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickeln wird und welche Entscheidungen auf nationaler und europäischer Ebene getroffen werden, um den Anforderungen und Herausforderungen gerecht zu werden.
Quelle: BAMF – Aktuelle Zahlen (06/2023)
(https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Statistik/AsylinZahlen/aktuelle-zahlen-juni-2023.html)